Sprachenportrait – Beispiel 2

© Dagmar Knorr

„Aufgewachsen bin ich mit Deutsch und Französisch, hier dargestellt durch rot für Deutsch und orange für Französisch. Die Sprachen wurden zu Hause nach Themen getrennt. War ich mal wieder unartig und böse, was ziemlich oft geschah, so wurde ich auf Französisch gemaßregelt, Umgangssprache war Deutsch, es sei denn, meine Großmutter war zu Besuch oder wir fuhren wie jedes Wochenende in unser Wochenendhaus nach Frankreich, dann wurde Französisch gesprochen. Deutsch ist in den Kopf gezeichnet, weil es für mich kognitiv geprägt ist, als Wissenschaftssprache an der Uni, als „Waffe“ bei Diskussionen oder auch, wenn ich nicht verstanden werden möchte. Französisch habe ich neben meinen Kopf gezeichnet, weil ich mit 19 Jahren aufgehört habe, diese Sprache zu sprechen. Ich verbinde nur Negativerfahrungen damit und habe als eine Art Vermeidungstechnik aufgehört, Französisch zu sprechen. Das betreibe ich so konsequent, dass ich in einer französischen Bäckerei noch nicht mal mein Brot auf Französisch bestellen kann, sondern mich dumm stelle und drauf zeige, auch wenn ich diese Sprache noch verstehe.“

(Stern) Kommentar: Durch die Reflexion hat sich die Einstellung dieser Person zum Französischen verändert: Sie hat sich mit ihr versöhnt und verwendet sie wieder. Sie meinte, dass sie ohne das Sprachenportrait und die Reflexion, die die Beschäftigung mit ihm ausgelöst hat, hierzu nie gekommen wäre…


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