Hier erhalten Sie Anregungen, wie Sie Ihren Schreibprozess bewusst gestalten können. Die kleinen Übungen können vielfältig, in verschiedenen Situationen eingesetzt und im Verlauf eines Textproduktionsprojekts mehrfach durchgeführt werden.
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Ziel des Warmschreibens ist es, Geist und Körper auf die Anstrengung „wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben“ einzustellen. Das Warmschreiben dauert 2 bis max. 5 Minuten und kann entweder aus einem Freewriting oder einem anderen kleinen kreativen Schreibspiel bestehen. Es hat in der Regel nichts mit dem eigentlichen Schreibprojekt zu tun, sondern dient dem Aufwärmen. So wie sich Sportler*innen zu Beginn einer Trainingseinheit oder einem Wettkampf warm machen, um leistungsfähig zu sein.
Wenn es Ihnen die tägliche Arbeit an einem Textprojekt zu beginnen, starten Sie mit einer zweiminütigen Warmschreibeeinheit.
Ziel dieser Übung ist es, die Gedanken fließen zu lassen. Es handelt sich um eine Form des assoziativen, nicht kontrollierten Schreibens. Sie können das Freewriting in jeder Phase des Arbeitsprozesses nutzen.
Die Übung funktioniert handschriftlich sehr gut, da die Bewegung der Hand und des Arms andere Effekte im Gehirn auslöst als das Bewegen der Finger beim Tippen.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, überhaupt in der Schreibsituation anzukommen, weil Ihnen die Gedanken immer abschweifen, dann führen Sie das Freewriting wie folgt durch:
Der Fokussprint ist eine Variation des Freewriting. Sie dient dazu, „in die Tiefe zu schreiben“ oder sich einem Thema/einer Fragestellung zu nähern.
Wiederholen Sie die Übung mehrmals, bis Sie an einem Punkt angelangt sind, mit dem Sie zufrieden sind.
Quellen:
Elbow, Peter. (1998 [1981]). Writing with power. Techniques for masterin the writing Process (Second edition ed.). New York, Oxford: Oxford University Press.
Scheuermann, Ulrike. (2012). Schreibdenken: Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln. Opladen, Toronto: Budrich + UTB.
Kreative Schreibspiele dienen dazu, aus festgefahrenen Gedankengängen herauszukommen. Sie können in allen Phasen der Textproduktion eingesetzt und zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt werden.
Nehmen Sie sich einen Begriff aus Ihrem Schreibprojekt und schreiben Sie ihn in Großbuchstaben senkrecht auf. Bilden Sie aus jedem Buchstaben ein neues Wort, das in Zusammenhang mit Ihrem Schreibprojekt steht.
Schreiben – malen – Stifte – lesen – Zeit – lernen – Papier – Leere – denken – Struktur – Worte
Wählen Sie aus den oben stehenden Worten eins aus.
Schreiben Sie dieses Wort auf ein leeres Blatt Papier.
Setzen Sie die Buchstaben des Wortes zu neuen Worten zusammen. Dabei müssen Sie nicht alle vorhandenen Buchstaben verwenden.
Die Schreibdidaktikerin Gabriela Ruhmann hat diese Übung für Situationen entwickelt, in denen Schreibende nicht weiterkommen. Das Schreibprojekt bekommt Raum zu sprechen. Um den Einstieg in diese Übung zu erleichtern, hat sie einen „Vorspann“ erdacht.
Ich bin der Text von . . ., und ich mache mir so meine Gedanken. Ich kann und möchte nicht von jemand anderen geschrieben werden. Aber dennoch: Ich habe es nicht leicht mit meiner Autorin/meinem Autor. Deshalb bin ich froh, dass ich mit meinen Sorgen hierher kommen kann. Wo sonst dürfen sich unfertige Texte schon zu Wort melden? Als gäbe es aus unserer Perspektive nichts zu berichten. Also letztens…
Ein Elfchen ist ein Gedicht mit fünf Zeilen und elf Wörtern. Die erste Zeile hat ein Wort, die zweite zwei, die dritte drei, die vierte vier und die fünfte hat wieder ein Wort.
Jede Zeile beantwortet eine Frage. Ausgangspunkt ist das Wort aus der ersten Zeile. Dies kann ein Gedanke, ein Gegenstand, eine Farbe, ein Geruch o. ä. sein. Die zweite Zeile (2 Wörter) beantwortet die Frage "Was" macht das Wort aus Zeile 1. Die dritte Zeile (3 Wörter) die Frage „Wo oder wie" ist das Wort aus Zeile 1? Zeile 4 (4 Wörter) ist Ihrer Einstellung gewidmet: Was meinen Sie dazu? Die 5. Zeile schließlich (1 Wort) bildet das Fazit.
Beispiel
Laptop
Hilfreiches Werkzeug
Treuer, geliebter Freund
Ohne dich kein Vorankommen
Schaffensfreude
Ein Haiku ist eine japanische Gedichtform. Das Gedicht besteht aus drei Zeilen. Die erste Zeile hat fünf Silben, die zweite sieben und die dritte wieder fünf.
Beispiel
Schreiben ist Freude
Freude am freien Denken
Denken ist Schreiben
Die Übung „Perspektivwechsel“ ist besonders geeignet, wenn der Prozess des Arbeitens und Schreibens stockt oder um sich einen Eindruck über den Stand des laufenden Projekts zu verschaffen. Im Gegensatz zum anonymen Schreibprojekt wird hier kein Text als Einstieg geliefert, sondern auf Ihr Textmusterwissen „Brief“ aktiviert.
Beginnen Sie mit einem Satzanfang und vervollständigen Sie ihn.
Lassen Sie sich von Bildern inspirieren. Was sehen Sie? Wie kam es zu der Situation? Wann ist das passiert? Was hat es mit dem Thema Ihres Schreibprojektes zu tun?
Würfeln Sie mit Storycubes. Legen Sie die Bilder in eine Reihenfolge und schreiben Sie dazu eine kleine Geschichte.
Schreiben Sie ein ABC-Darium zu einem selbstgewählten Thema.
Wenn mein Textprojekt eine Pflanze / ein Tier / eine Farbe wäre. Was wäre es dann und warum?
Kreuzworträtsel: Erstellen Sie ein Kreuzworträtsel mit 5–15 Begriffen aus Ihrem Schreibprojekt.
a) Wenn Sie Ihren idealen Schreibprozess gezeichnet haben, versuchen Sie jetzt zu visualisieren, wie Sie tatsächlich arbeiten und schreiben. Denken Sie dabei an den letzten Text, den Sie während Ihres Studiums verfasst haben.
b) Wenn Sie Ihren tatsächlichen Arbeitsprozess gezeichnet haben: Wie sollte dieser Prozess idealerweise aussehen?
4. Reflexion 2: Vergleichen Sie beide Zeichnungen.
Die Annahme ist: Wer seinen Standort im Prozess (Phase und Zeitpunkt) bestimmen kann, kann gezielt die Handlung wählen, die für die Bearbeitung der jeweils nächsten Teilaufgabe im Schreibprojekt notwendig ist. Deshalb prüfen Sie zunächst, wo Sie im Prozess stehen.