Sprachliche Anforderungen sind immer dann da, wenn Sie konkret in einer Sprache formulieren (müssen). Wie Sie auf diese sprachlichen Anforderungen reagieren, hängt erheblich von Ihrer Sprachidentität ab.

Die Wissenschaftssprache ist ein eigenes Register in jeder Sprache und muss dementsprechend von jeder Studierenden und jedem Studierenden erlernt werden – unabhängig davon, mit welchen Sprachen jemand aufgewachsen ist. Nur das Vorwissen unterscheidet sich dann. Je mehr Wissen in und über die jeweilige Wissenschaftssprache, hier die deutsche Wissenschaftssprache, vorliegt, desto vielfältiger ist die Ressource, aus der Sie beim Schreiben schöpfen können.

Sprachliche Anforderungen zeigen sich zum einen in dem Gebrauch von Fachbegriffen. Wer nicht weiß, was ein "Aerosol" ist, kann die Aufregung um sie nicht nachvollziehen. Allerdings kann die Bedeutung von Fachtermini in der Regel nachgeschlagen werden. Zum anderen gibt es Elemente, die schwieriger zu fassen sind als Fachtermini und die dennoch zentral sind. Es sind diejenigen Wörter, die "zwischen den Fachtermini" stehen und die Ehlich (1999: 8) als "alltägliche Wissenschaftssprache" bezeichnet. Die alltägliche Wissenschaftssprache ist ein Konzept mit dem Unterschiede im Gebrauch von Wörtern in verschiedenen Kontexten wie bspw. der Wissenschaft und dem Alltagsgebrauch/dem Journalismus/… beschrieben werden können. Vergleichen Sie einmal folgende Formulierungen:

"x wird diskutiert" – "wir diskutieren x"

In beiden Fällen ist das Verb "diskutieren". Dennoch "passt" die eine Formulierung besser in einen wissenschaftlichen Text als die andere.

Um die sprachlichen Anforderungen zu bewältigen, ist es hilfreich zu verstehen, was Wissenschaftler*innen mit ihren Texten tun möchten, welche Absichten sie verfolgen. Diese Absichten werden häufig gar nicht ausgedrückt, sondern sind nur implizit vorhanden. (Sprachwissenschaftlich wird hierfür der Begriff "Illokution", von lat. illocutio – das Nicht-Gesagte, verwendet.) Sprachliche Handlungen sind bspw. einen Sachverhalt darstellen, eine Position kritisieren/sich einer Position anschließen, etwas begründen

Wer weiß, welche sprachliche Handlung er/sie ausführen möchte, kann daraufhin die sprachlichen Mittel wählen bzw. nachschlagen.


> zur Rezension

Moll, Melanie/ Thielmann, Winfried (2017): Wissenschaftliches Deutsch. Wie es geht und worauf es dabei ankommt. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft mbH [Studieren, aber richtig]

Schade, Günter/ Drumm, Sandra/ Henning, Ute/ Hufeisen, Britta (2019): Einführung in die deutsche Sprache der Wissenschaften. Ein Lehrbuch für Deutsch als Fremdsprache mit Lösungsschlüssel. 14., völlig neu bearbeitete und erweiterete Auflage, Berlin: Erich Schmidt



Andresen, Melanie (2016): Im Theorie-Teil der Arbeit werden wir über Mehrsprachigkeit diskutieren – Sprechhandlungsverben in Wissenschafts- und Pressesprache. In: Zeitschrift für Angewandte Linguistik (ZfAL) 64(1), 47–66. doi:10.1515/zfal-2016-0001

Ehlich, Konrad (1999): Alltägliche Wissenschaftssprache. In: Info DaF 26 (1), 3–24.



(Info) Zitiervorschlag für diese Wiki-Seite

Knorr, Dagmar (2020): Sprachliche Anforderungen. Wiki "Schreiben im Studium | Academic Writing". Leuphana Universität Lüneburg, Schreibzentrum / Writing Center. <https://lehrwiki.leuphana.de/display/SWCRessourcen/Sprachliche+Anforderungen>