Schreiben ist zwar etwas sehr Individuelles, aber dennoch gibt es Eigenschaften, die Schreibwissenschaftler*innen bei mehr als einer Person feststellen konnten. Das Zusammenfassen von Merkmalen zu einem „Typ“ ist ein häufig verwendetes Vorgehen in der Wissenschaft. Wir verwenden die Typisierung von Schreibenden als Einstieg in die Reflexion, denn jeder Schreibtyp hat seine eigenen Stärken und muss sich eigenen Herausforderungen stellen. 

Sich mit seinem Schreibtyp auseinanderzusetzen, bedeutet, über sein eigenes Schreibhandeln zu reflektieren, Neigungen zu erkennen und lernen, mit ihnen umzugehen. Es ist ein Werkzeug, sich darüber bewusst zu werden, warum einem etwas leichter, anderes schwerer fällt. Das Ziel ist, sich mit seinen Eigenheiten anzunehmen, Vorteile, die jede Schreibstrategie mit sich bringt, zu nutzen und sich den typbedingten Herausforderungen zu stellen, bspw. in dem man für einen bestimmten Zeitraum Strategien eines anderen Schreibtyps nutzt. Auf diese Weise ist es möglich, sein Inventar an Schreibstrategien zu erweitern.

(roter Stern) Denn: Jeder Schreibtyp kann erfolgreich schreiben (lernen)!

Wir haben den Berliner Schreibtypentest von Arnold/Chirico/Liebscher adaptiert. Er besteht nur aus vier Fragen, die sich an dem Schreibprozess orientieren. Wählen Sie für jede Frage eine Antwort aus. Es kann sein, dass Sie gerne zwei Antworten wählen möchten. Bitte entscheiden Sie sich spontan für eine Antwort.

Hier geht es zum Schreibtypentest

Hinweis: Beim Klick auf den Link wird ein neues Fenster bzw. ein zweiter Tab geöffnet. Sie können also am Ende des Tests zwischen den Fenstern/Tabs hin und her wechseln, um Ihr Ergebnis mit den hier beschriebenen Auswertungen zu vergleichen.

Was du auf dieser Seite findest


Auswertung

Der Schreibtypentest zeigt Ihnen, zu welchem Typ bzw. welchen Typen Sie neigen. 9 von 10 Personen sind Mischtypen, das heißt, sie vereinen in sich die Stärken von mehreren Schreibtypen – und müssen dementsprechend auch mit verschiedenen Herausforderungen umgehen lernen. Lesen Sie die nachfolgenden Beschreibungen der Schreibtypen und überlegen Sie, wie Sie die Stärken der Typen gezielt einsetzen können.

Gerade Personen, die mehrere Schreibtypen in sich vereinen, fühlen sich häufig „irgendwie zerrissen“.

(blauer Stern) Beispiel: Sie sind als Schreibtyp Architekt*in UND Eichhörnchen… Dann fordert die/der Architekt*in in Ihnen eine Gliederung und einen Plan für strukturiertes Vorgehen. Das Eichhörnchen kann das aber nicht und möchte lieber hin und her springen. Dann streiten beide miteinander, was Sie möglicherweise als Schreibhemmung wahrnehmen.


Diese Schreibhemmung können Sie selbst überwinden, indem Sie sich klar machen, warum Sie etwas tun wollen, aber gerade nicht können. Eventuell ist es dann sinnvoll, für einen bestimmten Zeitraum dem einen Schreibtyp zu folgen, dann eine bewusste Zäsur zu setzen, um dann die Stärken des anderen Schreibtyps auszuspielen. Auf diese Weise gelingt es Ihnen (mit der Zeit), phasen- und aufgabenabhängig Ihren Schreibprozess zu gestalten.

Die Schreibtypen

Wer lieber ein Video zur Erklärung ansieht, kann dies hier tun

Abenteurerin und Abenteurer – drauflos schreiben

Abenteurerinnen und Abenteurer…

  • schreiben gerne einfach drauflos, ohne sich viele Gedanken um die Struktur zu machen,
  • entwickeln ihre Ideen oder die Struktur ihrer Texte während des Schreibens,
  • nutzen das Schreiben, um damit weiter zu denken und auf neue Gedanken und Ideen zu kommen,
  • schweifen beim Schreiben leicht von ihrem Kernthema ab und verlieren mitunter die Orientierung,
  • verändern den Textaufbau noch während des Schreibens und überdenken ihre Gliederung immer wieder neu.

Stärken

Herausforderungen

… schreiben frei und unbeschwert, ihnen wird nie langweilig.

… schweifen leicht vom Thema ab und können dabei den roten Faden verlieren.

… sind offen für neue Ideen.

… müssen viel Zeit für die Überarbeitung einplanen.

… bringen implizites Wissen durch Drauflosschreiben in optimaler Weise hervor.

… können das Ende nicht genau absehen.

… denken stets weiter und inspirieren, motivieren und beflügeln sich dadurch selbst.


… sehen, dass sie vorankommen, was ihnen Sicherheit gibt.


Architektin und Architekt – geplant schreiben

Architektinnen und Architekten…

  • erstellen ihre Gliederung, bevor sie mit dem Ausformulieren ihres Textes beginnen,
  • planen gedanklich bis ins Detail,
  • zögern das Ausformulieren von Texten oft hinaus, weil sie noch warten, bis ihre Gedanken im Kopf ausgereift sind,
  • generieren beim Ausformulieren von Texten eher keine neuen Ideen mehr,
  • neigen generell nicht zum Arbeiten ohne klares Ziel.

Stärken

Herausforderungen

… arbeiten übersichtlich und haben eine gute Zeitplanung.

… beharren auf ihrem ersten Ansatz/ihrer ersten Idee.

… können jederzeit den roten Faden ihres Textes wiederfinden.

… können über das Planen das Schreiben vergessen.

… können die eigene Planung gut erklären und anderen beschreiben.

… halten erst sehr spät ein Ergebnis in der Hand.

… bewahren den Überblick über das eigene Schreibprojekt.


… können durch das Planen später zügiger formulieren und verringern dadurch die Gefahr des Abschweifens.


Eichhörnchen –  Patchworkschreiben

Eichhörnchen…

  • schreiben gerne dort in ihrem Text weiter, wo sie gerade Lust und/oder die meisten Ideen haben,
  • arbeiten in ihrem Text an vielen Stellen parallel und lassen ihn so gleichmäßig wachsen,
  • unterbrechen manchmal das Schreiben ganz, um erst einmal weitere Informationen zu recherchieren,
  • schreiben gerne in kleinen Einheiten,
  • fühlen sich leicht erschöpft, wenn sie lange an einer Thematik arbeiten.

Stärken

Herausforderungen

… sind flexibel, d.h., schreiben an anderer Stelle los, wenn sie nicht weiterkommen.

… schieben „schwierige“ Arbeitsschritte gerne vor sich her.

… teilen ein großes Schreibprojekt in viele kleine, bearbeitbare Arbeitsschritte.

… können das Ende nicht genau absehen.

… vermeiden durch ihre Arbeitsweise einen lähmenden Perfektionismus.

… können den Überblick über das Schreibprojekt verlieren.

… lassen neue Denkanstöße zu (und vermeiden dadurch Blockaden).

… neigen dazu, Inhalte doppelt, dreifach oder gar vierfach zu formulieren.

Zehnkämpferin und Zehnkämpfer – ausdauernd schreiben

Zehnkämpferin und Zehnkämpfer…

  • überarbeiten ihren Text mehrmals sehr umfassend, sodass kaum noch etwas oder gar nichts mehr vom ursprünglichen Text zu erkennen ist,
  • schreiben ihre Texte evtl. ein- oder mehrmals ganz neu – das ist die andere Variante des Versionenschreibens,
  • haben oftmals die Qual der Wahl zwischen unterschiedlichen Textversionen.

Stärken

Herausforderungen

…. können unbeschwert, ohne Perfektionsanspruch schreiben.

… müssen sich von viel Text wieder trennen.

… schreiben viel und vorläufig.

… müssen für das Schreiben viel Zeit aufwenden.

… nutzen das Schreiben zum Denken.

… können den Überblick verlieren, wenn zu viele Versionen entstehen.

… formulieren ihr Thema immer wieder neu und entwickeln dabei ihre Gedanken weiter.



QUELLEN

Berliner Schreibtypentest veröffentlicht von: Arnold, Sven / Chirico, Rosaria / Liebscher, Daniela (2012): Goldgräber oder Eichhörnchen. Welcher Schreibertyp sind Sie? In: JoSch – Journal der Schreibberatung, Ausgabe 4, 82–97

Knorr, Dagmar (2022): Wenn Eichhörnchen schreiben… Nutzungsstudie zum Berliner Schreibtypentest. In: JoSch – Journal für Schreibwissenschaft (2), 81–95. 

Zeichnung des farbigen Eichhörnchens von Anna Tilmans. Graphik von Dagmar Knorr.


(Info) Zitiervorschlag für diese Seite

Knorr, Dagmar (2020): Schreibtypen. Wiki "Schreiben im Studium | Academic Writing". Leuphana Universität Lüneburg. <https://lehrwiki.leuphana.de/display/SWCRessourcen/Schreibtypen>

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