Kompetente Schreibende sind in der Lage, ihr eigenes Schreibhandeln produktiv zu steuern. Wissen über den Schreibprozess und die Reflexion des eigenen Handelns tragen dazu bei, die benötigte akademische Schreib- und Textkompetenz zu entwickeln. Die Reflexion können Sie bspw. über eine Visualisierung Ihres Schreibprozesses anstoßen.

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Grundsätzliches über das Schreiben

Beim Schreiben treten wir mit uns selbst in einen Dialog. Doch werden von Schreibenden häufig andere Regeln verwendet, als sie sie bei einem Gespräch mit einer anderen Person anwenden würden. Einige sind im Umgang mit sich selbst sehr kritisch; andere vermeiden das Gespräch mit sich selbst und wieder andere leiden daran, nicht so handeln zu können, wie sie es sich vorstellen. Nur die wenigsten empfinden das Schreiben als eine Wohltat und lieben die Auseinandersetzung mit sich selbst. Doch für alle gilt:

Wissenschaftliches Schreiben stellt diverse Anforderungen. Diese betreffen einerseits den Prozess selbst, andererseits das zu erzeugende Produkt. Ob diese Anforderungen für Sie jedoch eine Herausforderung sind, liegt an Ihnen. Jede Person bringt ihre eigenen Erfahrungen und Einstellungen mit sich. Das ist die individuelle Seite des Schreibens. Die Anforderungen selbst bestehen unabhängig vom Individuum. Jede*r muss damit umgehen, den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens zu gestalten. Jede*r muss die Anforderungen der Textform (Hausarbeit, Essay, Abschlussarbeit u.v.m.) erfüllen.

Etwas Theorie zum Einstieg: Der wissenschaftliche Schreibprozess

Wissenschaftliche Textproduktion beinhaltet mehrere, sich überlappende Phasen, in denen Handlungen des Lesens, Schreibens und Interagierens ausgeführt werden. Das Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion bildet dieses ab (s.u.). Das Wiki orientiert sich an dieser Struktur.

Jeder Schreibprozess beinhaltet folgende Phasen: Findungsphase, Datenerhebungs- und -bearbeitungsphase, Textformulierungsphase, Überarbeitungsphase, Fertigstellungsphase sowie Prüfungs- und ggfs. Publikationsphase. Die Länge der Phasen ist individuell verschieden, sie enden jedoch in der angegebenen Reihenfolge. So kann die Findungsphase bis kurz vor Ende der Überarbeitungsphase andauern, jedoch nicht länger.

Jede Phase hat ihre eigene Charakteristik. Jede stellt an Schreibende spezifische Anforderungen. Wie Schreibende auf diese Anforderungen reagieren, ist individuell sehr verschieden. Was für die eine mit Leichtigkeit zu bewerkstelligen ist, ist für den anderen eine Herausforderung.

Fakt ist: Viele Wege führen zum Ziel! Wir unterstützen Sie dabei, Ihren eigenen Weg zu finden! 

Lesen, Schreiben und Interaktionen sind Basishandlungen wissenschaftlicher Textproduktion. Allerdings sind sie nicht immer gleich. Je nachdem, welchem Zweck sie dienen, können sie als erkenntnisgenerierende oder produktorientierte Handlung beschrieben werden.

Das Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion

Das Kaskadenmodell bildet den Prozess wissenschaftlicher Textproduktion ab und beschreibt dessen Phasen und Handlungen. Je nachdem, um was für eine Textproduktion es sich handelt, variiert die Darstellung. So ist eine Publikationsphase für studentische Hausarbeiten in der Regel überflüssig (aber auch hier gibt es Ausnahmen!). Wer im Rahmen seiner Promotion eine Monographie schreibt, durchläuft einen anders strukturierten Prozess als beim kumulativen Promovieren.

➚ Link zum Handout als pdf: Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion

➚ Link zum Handout als pdf: Kaskadenmodell kumulative Dissertation

Um Ihnen einen direkten Zugang zu ermöglichen, ist hier das Modell in eine Tabelle überführt, über die Sie direkt zu der Phase oder Handlung springen können, über die Sie mehr erfahren möchten.


Institutioneller Sprachhandlungsraum Wissenschaft



Wissenschaftliche Textproduktion

Phasen

Findungsphase: Suchen und Finden









Datenerhebungs-/-bearbeitungsphase









(Text)Formulierungsphase: Text schreiben










Überarbeitungsphase: Text überarbeiten












Fertigstellungsphase: Endredaktion












Prüfungsphase: Begutachtung, Verteidigung, Benotung












Publikationsphase: Veröffentlichen

Zeit


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Handlungen


Erkenntnisgenerierende Handlungen








Lesen von Texten anderer








Epistemisch-heuristisches Schreiben









Daten erheben+vorbereiten










Daten auswerten









Produktorientierte Handlungen 









Formulieren des eigenen Textes








Lesen von Texten anderer









Lesen des eigenen Textes






Interaktionen



… mit der Betreuungsperson



… mit Peers


Dagmar Knorr erläutert in einem Video (27 min) die Phasen, in denen wissenschaftliches Schreiben abläuft und wie die verschiedenen Handlungen unterstützend eingesetzt werden können. Darüber hinaus stellt sie dar, wie diese Prozessbewältigung Teil der Anforderungen wissenschaftlichen Schreibens sind und wie Sie Ihre sprachlichen Ressourcen gewinnbringend einsetzen können.

Für die Mitarbeitenden des Schreibzentrum / Writing Center stellt sich Schreiben häufig so dar, wie es das Ausmalbild_Akademische-Textproduktion.pdfAusmalbild_Akademische-Textproduktion.pdf zeigt.

JPG (kleinere Dateigröße zum Herunterladen)




QUELLEN

Knorr, Dagmar (2016): Modell „Phasen und Handlungen akademischer Textproduktion“. Eine Visualisierung zur Beschreibung von Textproduktionsprojekten. In: Ballweg, Sandra (Hrsg.): Schreibzentrumsarbeit: Theorie, Empirie, Praxis. Frankfurt/Main u. a.: Lang [Wissen – Kompetenz – Text; 11], 251–273

Knorr, Dagmar (2021): Promovieren als handlungsorientiertes Projekt. Das Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion. In: Exposé – Zeitschrift für wissenschaftliches Schreiben und Publizieren 2 (1), 14–17, <https://doi.org/10.3224/expose.v2i1.05>

Knorr, Dagmar (2023): Kaskadenmodell wissenschaftlicher Textproduktion. Überarbeitete Fassung. Lüneburg: Leuphana Universität Lüneburg. <https://doi.org/10.48548/pubdata-28>.




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